Presseecho vom 27.04.2005Bergfest in der LausitzVor fünf Jahren begann die Internationale Bauausstellung IBA - hat sie etwas erreicht?
Von Maike Rademaker, Hamburg
Die einfachste Lösung für die riesigen Braunkohlelöcher in der Lausitz wäre: mit Wasser fluten, ein paar Häfen und Badestellen dran, ein paar Eisdielen drumherum. Berlin mit seinen 3,5 Millionen Freizeitfreunden ist nicht weit. Einziger Makel dieser Lösung: Es gibt solche Badeseen schon, in Mecklenburg-Vorpommern, keine 200 Kilometer weiter. Dann wäre Bundespräsident Horst Köhler zu seinem Antrittsbesuch vor zehn Tagen nach Potsdam gefahren, um sich in Brandenburg vorzustellen, nicht nach Großräschen, zur Werkschau der Internationalen Bauaustellung (IBA) „Fürst-Pückler-Land“.
Diese IBA ist der ein wenig verzweifelte, aber lohnenswerte Versuch, die von Braunkohleabbau geschundene Region zu entwickeln: Samt ihrer Geschichte, ihren Industriedenkmälern, der Leere und dem Wind. Und so, dass nicht nur ein paar versprengte Kunstfreunde den Weg hierher finden, sondern sich das auch wirtschaftlich lohnt. Vorbild und Vorgänger ist die IBA von 1989 bis 1999 im Emscher Park, als schon einmal eine Industrieregion unter Beteiligung der Bevölkerung umgeprägt wurde. Bis 2010 läuft der Versuch in der Lausitz, dieses Jahr ist Halbzeit. Das bisher Erreichte und die Pläne für die nächsten fünf Jahre werden deswegen in der Werkschau „Bewegtes Land“ zusammengefasst, die bis zum 30. Oktober läuft. Ort sind die IBA-Terrassen an der ehemaligen Grube Ilse in Großräschen - eines der riesigen Braunkohlelöcher.
Die Pläne für die nächsten Jahre sind mutig. Seit dem Jahr 2000 ist es bei vielen der 24 Projekte zwar gelungen, die Grundlagen zu sichern - also den Abriss von Industrieruinen zu verhindern. Aber viel Geld für weitere Arbeiten stehen der Koordinationsgruppe mit knapp 2 Mio. € aus der Braunkohlesanierung und von den Gesellschaftern nicht zur Verfügung. „Das Schlimmste ist, stehen zu bleiben. Denn stehen bleiben heißt rückwärts gehen“, sagte Ministerpräsident Matthias Platzeck deswegen bei der Werkschau-Eröffnung und fordert den „Mut zum Irrtum“. Viele davon kann sich die Lausitz nicht leisten. Es wäre schade, wenn die wenigen Erfolg versprechenden Bewegungen versanden würden.
Quelle: FTD - Financial Times Deutschland
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