Pressemitteilung vom 8. Mai 2010Deutsch-polnischer Orgelkonzertmarathon in Gubiner Kirchenruine gestartet
Rund 500 Besucher strömten 65 Jahre nach Kriegsende zur Eröffnung des 24-stündigen Orgelkonzerts in die Gubiner Hauptkirche zum IBA-Finale - Konzert endet am Sonntag um 16 Uhr mit symbolischem Hammerschlag als Auftakt zur Kirchensanierung
Erstmals seit der Zerstörung im Jahr 1945 fand heute Nachmittag wieder ein öffentliches Konzert in der Ruine der ehemaligen Stadt- und Hauptkirche in der deutsch-polnischen Grenzstadt Guben/Gubin statt. Die Kirche, von der nur noch die Außenmauern des Kirchenschiffs und der beschädigte Glockenturm stehen, ist eines von 30 Projekten, die die Internationale Bauausstellung (IBA) Fürst-Pückler-Land begleitet hat sowie atemberaubender Schauplatz des IBA-Kunstprojekts „Paradies 2“.
„Es bedarf viel Geld und menschliche Energie, diese bauliche Wunde der Stadt zu heilen und die Kirche mit den Menschen hier wieder aufzubauen. Dieses Konzert soll einen starken Beitrag dazu leisten“, so der Schweizer Regisseur Jürg Montalta.
Die ganze Nacht hindurch und bis Sonntagnachmittag um 16 Uhr ist die Ruine der dreischiffigen gothischen Hallenkirche ein außergewöhnlicher Begegnungsort an der Grenze. Auf einer mobilen Lukas-Sakralorgel spielen vier deutsche und polnische Organisten musikalische Kompositionen oder improvisieren auf Basis von Erzählungen, die aus sogenannten „Hörkreisen“ stammen. Jürg Montalta veranstaltete diese hier seit 2008 als Oral-History-Projekt mit den Gubinern und Gubenern in der Kirchenruine. Auch zur Eröffnung waren viele Teilnehmer vor Ort und berichteten tief bewegten Besuchern davon, wie dieses Projekt sie verändert hat. „In den Hörkreisen konnte ich meine Seele öffnen. Jetzt möchte ich etwas zurückgeben und eine Musik für diese Stadt und diese Kirche schreiben, Zukunftsmusik“, so der Gubener Gerd Burkner.
Zukunftsmusik ist auch dieses Orgelkonzert, denn der letzte Orgelton wird am Sonntag symbolisch den ersten Hammerschlag für die anstehende Kirchensanierung einleiten. Hier soll ein deutsch-polnisches und europäisches Zentrum für Kultur und Kommunikation entstehen. Rund 1,4 Millionen Euro stehen vorerst aus dem Programm INTERREG Iva für die Restaurierung des Kirchturms, zur Sicherung des Kirchenschiffs sowie zur Durchführung eines Architekturwettbewerbs und einer Ausstellung zur Verfügung.
Im Sinne der IBA soll dieser Prozess über eine “Bauhütte“ begleitet werden. Dazu wird am 11. Mai um 19 Uhr in der Kirchenruine eine Kooperationsvereinbarung zwischen den Universitäten Zielona Góra und der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus geschlossen. Basierend auf dem bestehenden Handlungs- und Entwicklungskonzept, soll sie mit einem Expertenrat als Forschungsplattform die Gebäudesicherung und das Bauvorhaben fachlich begleiten und in ein internationales Netzwerk einbinden.
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