PRESSEMITTEILUNG VOM 26. JANUAR 2010Gubener und Gubiner begegnen sich im letzten „Hörkreis“Im Rahmen des IBA-Kunstprojekts „Paradies 2“ veranstaltet Jürg Montalta am 28. Januar den letzten Hörkreis / Ein 24-stündiges deutsch-polnisches Orgelkonzert greift die Hörkreise auf und wird am 8. Mai zum IBA-Finale in der Ruine der Hauptkirche aufgeführt
Guben/Gubin. Seit 2008 ist die Stadt- und Hauptkirche in Gubin ein wichtiger Schauplatz von Jürg Montaltas Kunstprojekt „Paradies 2“, mit dem die Internationale Bauausstellung (IBA) Fürst-Pückler-Land (2000-2010) ihr Finale in diesem Jahr begeht. 14 sogenannte „Hörkreise“, in denen sich Polen und Deutsche regelmäßig begegneten und Geschichten erzählten, fanden bisher statt. Dreh- und Angelpunkt für diesen künstlerischen und sozialen Pilotversuch ist die Kirchenruine selbst. Am 28. Januar findet von 16 bis 18 Uhr der letzte Hörkreis in der Galerie des Gubiner Kulturhauses statt.
„Die Hörkreise sollten eine besondere Symbolkraft auf das Projekt „Wiederaufbau der Kirche“ entfalten und ein starkes Zeichen für Toleranz und Völkerverständigung setzen“, so Jürg Montalta. Die im 13. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnte und eng mit dem städtischen Leben in Guben verknüpfte Kirche widerspiegelt auf eindrückliche Weise die Baukunst aber auch Zerstörungswut des Menschen. Seit 1945 ist die Kirche als Ruine und damit als „offene Wunde“ in der heute polnischen Stadt Gubin verblieben. Seit dem 60. Jahrestag der Beendigung des Krieges arbeiten engagierte Menschen in der polnischen Stiftung, im deutschen Förderverein sowie die Stadtverwaltungen mit der IBA am Wiederaufbau der Stadt- und Hauptkirche und am Aufbau eines internationalen Begegnungszentrums. 2009 wurden ein Nutzungskonzept und weitere Handlungsschritte präsentiert.
„Die stattgefundenen Hörkreise sind eine wichtige Form der auch im Projekt angestrebten Begegnung von Deutschen und Polen gewesen. Es ging um das gegenseitige Hineinversetzen, Verstehen und Annähern. Niemand wurde in den Hörkreisen unterbrochen oder korrigiert, wenn jemand begann, seine Geschichte zu erzählen“, so Jürg Montalta. Es waren zwischen 15 und 50 Polen und Deutsche, die regelmäßig kamen. „Meistens drehte es sich um Erinnerungen an diesen Ort und das Aufeinandertreffen beider Völker während und nach dem Krieg. In den warmen Monaten saßen wir sogar in der Kirchenruine. Diese Atmosphäre berührte“, erzählt der künstlerische Leiter von Paradies 2. „Doch auch dieser letzte Hörkreis wird besonders werden, denn deutsche und polnische Organisten werden anwesend sein. In den kommenden Wochen werden sie auf Basis der Erzählungen passende musikalische Stücke für ein Orgelkonzert auswählen, improvisieren und selbst komponieren.” Im Rahmen der Inszenierung „Das Herz von Guben und Gubin“, eine der sieben Veranstaltungen von Paradies 2, wird 65 Jahre nach Kriegsende, am 8. Mai um 16 Uhr, eine Orgel in der Ruine „Fara Gubinska“ ertönen und 24 Stunden Musik in der geteilten Neißestadt erklingen lassen. „Diese Inszenierung wird den Besuchern unter die Haut gehen“, verspricht Jürg Montalta, der zum Ausdruck bringen möchte, dass Zukunft Vergangenheit braucht und nur durch Ideen, Mut und gemeinsames Grenzen überschreitendes Handeln erfolgreich gestaltet werden kann. „Der Wiederaufbau der Stadt- und Hauptkirche bedarf dieser Anstrengung und Zuversicht.“
Weitere Informationen erteilt Kerstin Gogolek unter Telefon +49 (0)35753 – 370 292, E-Mail kerstin.gogolek@paradies2.com.
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