Pressemitteilung vom 2. Juni 2009Visionäre Architektur für den Tagebau Welzow-SüdDer Pulsnitzer Architekt Thomas Müller zeigt in seiner Ausstellung auf den IBA-Terrassen Großräschen, wie sich Architektur flexibel an die Tagebaulandschaft anpassen kann
Großräschen/Welzow. Die Lausitzer Zwischenlandschaften des Bergbaus üben auf viele Menschen einen ganz besonderen Reiz aus. Im Kopf von Thomas Müller trafen sie auf ungewöhnliche architektonische Ideen. In seiner Diplomarbeit stellte er dar, wie sich Architektur flexibel an die sich stetig verändernde Tagebaulandschaft anpassen kann. Die Ergebnisse seiner Arbeit präsentiert die Internationale Bauausstellung (IBA) Fürst-Pückler-Land in einer Ausstellung im Besucherzentrum auf den IBA-Terrassen bis zum 28. Juni 2009.
Einige Tage war Thomas Müller, der in Konstanz sowie an den Akademien der bildenden Künste in Wien und Stuttgart studierte, im Gebiet des Tagebaus Welzow unterwegs und tauchte tief in die Landschaft ein, so auch bei den Touren mit dem Bergbautourismusverein Stadt Welzow. „Die Landschaft hier übt eine große Faszination auf mich aus. Diese gigantischen Maschinen, die Weite und die sich permanent verändernde Landschaft haben mich inspiriert“, erzählt der 34-Jährige. „Und dann gibt es Menschen, die dieses Neuland bereits als ‚Schatz’ entdeckt und weit mehr als 6000 Touristen in diese bizarre Landschaft geführt haben. Das ist spannend.“ Das Wandern in dieser wüstenähnlichen Landschaft nahm der gelernte Fließenleger als Ausgangspunkt für sein Diplomthema „Sukzession - Anpassung von Architektur an die Landschaftsveränderungen im Tagebau Welzow-Süd“. „Ich habe fünf Objekte entwickelt, die erst einmal einen menschlichen Maßstab in diese von Maschinen gemachte Weite bringen und sie strukturieren. Als Herbergen und Aussichtspunkte bieten sie Wanderern Schutz und Geborgenheit“, erläutert Thomas Müller, der selbst ein passionierter Wandersmann ist. „Die Sukzession der Landschaft macht es jedoch erforderlich, diese Objekte so zu gestalten, dass sie mit dem Tagebau mitgehen. Deshalb verändern sie ihre Gestalt, ihre Funktion und ihren Ort im Laufe der Zeit.“
In seiner Ausstellung erzählt der Architekt auf großformatigen Bildern und mit Sand und Modellen gefüllten Glasvitrinen eine utopische Kurzgeschichte über einen Zeitraum von 30 Jahren. Sie spielt im Tagebau Welzow. So zieht die Abraumförderbrücke F60 einen bootsähnlichen Betonkörper, den Müller als „Wegbereiter“ bezeichnet, über die frisch verkippten Sande, der sie verdichtet und einen geebneten Wanderweg hinterlässt. Schutz und Unterkunft bieten die „Kauscher Platte“ und eine Herberge auf dem neu gekippten Wolkenberg. Am Quellberg Hühnerwasser, wo sich Regenwasser sammelt und ins Flüsschen Hühnerwasser fließt, sorgt eine Staumauer mit einem Überlauf für Erfrischung am Ende der Wüstenwanderung. An der Schnittstelle zwischen aktivem und rekultiviertem Tagebau befindet sich das so genannte „Gedächtnis“. Bis 2030 ist es das Tor aus dem Tagebau, wo die Wanderer ihre Fundstücke zurücklassen. Danach lässt der nahende Absetzer das Gebäude im Sand verschwinden und ein Museum unter der Erde entstehen, das Gedächtnis des Tagebaus Welzow.
Seine Professoren konnte Thomas Müller von seiner Arbeit bereits überzeugen und schloss sein Diplom mit „sehr gut“ ab. Nun hegt er die Hoffnung auch in der Lausitz Interesse für seine Ideen zu wecken und sein Projekt Realität werden zu lassen.
Die Ausstellung kann bis zum 28. Juni 2009 von Dienstag bis Sonntag in der Zeit von 10 bis 18 Uhr im Besucherzentrum auf den IBA-Terrassen besichtigt werden.
Weitere Informationen erteilt Architekt Thomas Müller, Telefon 0176 - 228 77 939,
E-Mail: tmuelli@web.de
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