english

Projekt 7: SeeStadt Senftenberg

Stadtumbau am See

Seit fast 40 Jahren liegt Senftenberg an einem sehr populären Badesee – dem ersten der künstlich gefluteten Seen im entstehenden Lausitzer Seenland. Und doch hat die Stadt dem See, der früher eine staubige Braunkohlegrube war, stets den Rücken zugedreht. Das ändert sich jetzt: Mit einem ambitionierten Hafenneubau öffnet sich Senftenberg endlich seinem See und wird zur »See-Stadt«.

AUSGANGSSITUATION

Schon seit 1973 gilt der Senftenberger See als »Badewanne Dresdens«, weil an den Sommerwochenenden so viele Badegäste aus dem nahen Sachsen an die Strände strömen. So wie sich der See heute präsentiert, mit perfekten Sandstränden, waldigen Ufern und Campingplätzen, Segelbooten und allem was zu einem richtigen Naherholungsgebiet gehört, ist es schwer vorstellbar, dass sich hier bis 1966 der Braunkohletagebau Niemtsch befand. 30 Jahre lang hatte Senftenberg mit der riesigen Kohlengrube vor seiner Tür bzw. in seinem Rücken gelebt – denn bewusst hatte sich Senftenberg städtebaulich vom staubigen Tagebau abgewandt.

Zum Ende des Bergbaus in Senftenberg entwickelte der Landschaftsplaner Otto Rindt eine Vision von einer Seenkette, die neben der Grube Niemtsch auch die benachbarten, damals noch aktiven Tagebaue Koschen, Skado, Sedlitz und Meuro umfassen sollte. Tatsächlich wurden aus diesen Gruben 40 – 50 Jahre später der Senftenberger, Geierswalder, Partwitzer, Sedlitzer und der Ilse-See. Otto Rindt gilt daher als der geistige Urheber des Senftenberger Sees und des Lausitzer Seenlandes. Nach seinen Planungen wurde Niemtsch saniert, rekultiviert und geflutet. Der See erhielt schon in den 1970er Jahren viele seiner heutigen Strände, Campingplätze und Wassersportmöglichkeiten. Bis heute ist das ehemalige Vorzeigeprojekt der DDR ein Freizeit- und Urlaubsparadies geblieben.

Die Stadt Senftenberg hatte es aber lange versäumt, sich zum See hin zu öffnen. Für Nicht-Ortskundige ist der See schwer zu finden. Straßen, öffentliche Plätze und die Bebauung blieben stets nach Innen orientiert. Im Stadtzentrum war der Zugang zum Ufer durch einen Riegel von Plattenbauten und den parallel verlaufenden Fluss Schwarze Elster versperrt.

PROJEKTVERLAUF

Ziel des IBA-Projekts ist es, die touristischen Potenziale des Senftenberger Sees stärker mit der städtebaulichen Entwicklung zu verknüpfen. Die Verbindung der restaurierten Altstadt mit dem See stellt hier einen besonderen Anspruch dar. 2003 erbrachte ein europaweiter Ideenwettbewerb für junge Architekten, EUROPAN 7, sehr unterschiedliche Ansätze, die im Anschluss von den Preisträgern gemeinsam mit der IBA, der Stadt und den Wohnungsunternehmen in ein Nutzungskonzept eingearbeitet wurden.

Um den Senftenbergern die Nähe des Sees bewusster zu machen, wurden 2005 die Bürger in einer gemeinsamen Aktion von Stadt und IBA eingeladen, über Betonblöcke die Schwarze Elster zu queren. Damit wurde eine symbolische neue Verbindung zwischen Stadt und See geschaffen. 2006 wurde im Rahmen des Stadtumbauprogramms ein elfgeschossiger Plattenbau, der als städtebauliche Barriere quer zwischen Innenstadt und See stand, abgerissen, womit sich die Barrierewirkung verringerte.
Nach der Entscheidung, den Senftenberger See über einen Kanal an den Geierswalder See und den ganzen Seenverbund anzuschließen, entstand die Idee eines Stadthafens für das künftige städtische Zentrum des Lausitzer Seenlandes. Dieser Hafen würde nicht nur der wachsenden Bedeutung Senftenbergs für Wassersportler gerecht, sondern die Stadt auch baulich und stadträumlich klar mit dem See verbinden. Diese Idee wurde mit den EUROPAN-Ansätzen zu einem städtebaulichen Leitbild verknüpft. Als baulichen Auftakt zum neuen Stadthafen errichtete der Wasserverband Lausitz (WAL) 2007 sein neues Kundenzentrum mit Gastronomie. Von der Terrasse blickt man nun direkt aufs Wasser und später auf den Stadthafen.

Auf Basis des erarbeiteten Leitbilds führten IBA und Stadt 2009 einen Architekturwettbewerb für den neuen Stadthafen durch, den eine Arbeitsgemeinschaft aus drei Büros gewann: die Berliner Landschaftsarchitekten bgmr, ASTOC Architects & Planners aus Köln und ECOSYSTEM SAXONIA aus Dresden. Markenzeichen ihres preisgekrönten Entwurfs ist eine schalenförmige Kaianlage mit einer filigranen Seebrücke.

AUSBLICK

Zum Präsentationsjahr der IBA 2010 soll der erste Spatenstich für den Stadthafen erfolgen. Die Eröffnung ist für 2012 geplant – gleichzeitig mit dem schiffbaren Kanal zum Geierswalder See. Mit dem Stadthafen bekommt Senftenberg nicht nur einen Zugang zum Lausitzer Seenland, sondern auch einen neuen städtischen Raum, der die historische Innenstadt ergänzt und die gesamte Attraktivität der Stadt für Einwohner und Touristen steigert. Senftenberg bekommt durch den Hafen ein neues Wahrzeichen, ein neues Image und neues Flair. Dazu wertet die Stadt Senftenberg parallel den angrenzenden Schlosspark und den Tierpark auf, die so eine schöne Verbindung zwischen der Innenstadt und dem Stadthafen bilden werden. Betrieben wird der Hafen dann vom Zweckverband Lausitzer Seenland Brandenburg.
www.lausitzerseenland.de
www.senftenberg.de
www.senftenberger-see.de

Anfahrt

Mit dem Auto in die Seestadt Senftenberg oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln:

VBB fahrinfo - Link (mit Vorbelegung)
zurück

letzte Änderungen: 26.1.2017 13:13