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Projekt 22: Slawenburg Raddusch

Burgenbauer aus früheren Welten

Unübersehbar steht sie an der Autobahn vor Cottbus: die Slawenburg Raddusch. Genau an dieser Stelle hatte sich vor über 1000 Jahren eine slawische Fluchtburg befunden. Entdeckt wurden die Überreste des ursprünglichen Baus bei archäologischen Untersuchungen im Vorfeld eines Tagebaus bei Vetschau. Äußerlich originalgetreu rekonstruiert, wird hier die 10.000-jährige Kulturgeschichte der Lausitz mit archäologischen Funden anschaulich dargestellt und aufgezeigt, dass die Region eine lange vorindustrielle Vergangenheit hat.

AUSGANGSSITUATION

Nicht nur Land- und Ortschaften wurden von den großflächigen Tagebauen überbaggert, sondern auch zahlreiche archäologische Fundstätten. Nur Bruchteile dieser frühgeschichtlichen Denkmale konnten archäologisch untersucht werden, bevor die Bagger kamen. Zu den Denkmalen zählt die Slawische Fluchtburg, die von 1984 bis 1990 am Rand des Tagebaus Seese-Ost ausgegraben wurde. Nur dem vorzeitigen Ende des Tagebaus im Jahr 1990 ist der Erhalt des originalen Burgstandorts zu verdanken.
Bauherren der Burg waren die »Ur-Lausitzer«: Der slawische Stamm der Lusizi siedelte ab dem 9. Jahrhundert in der Lausitz, gab der Region ihren Namen und hinterließ rund 40 Fluchtburgen aus Holz-Erde-Konstruktionen. Übereinander geschichtete Eichenstämme, ein Brustwehr aus Weidengeflecht und ein Graben betonten den wehrhaften Charakter der Befestigungsanlagen. Die ringwallförmigen Anlagen sind über Jahrhunderte hinweg als lausitztypische Bodendenkmale erhalten geblieben und teilweise noch heute gut in der Landschaft als baumbestandene Erdhügel sichtbar.
Das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege und das Archäologische Landesmuseum (BLDAM) entwickelten zu Beginn der 1990er Jahre das Projekt »Slawenburg Raddusch« als bauliche Nachbildung mit integrierter Ausstellungsfläche.

PROJEKTVERLAUF

Mitarbeiter des Archäologischen Landesmuseums in Potsdam nutzten die Chance der Bergbausanierung und verhandelten erfolgreich mit der LMBV, aus Mitteln der Bergbausanierung einen Erinnerungsort für abgebaggerte archäologische Stätten zu schaffen. Die Stadt Vetschau bewies Mut und übernahm die Burg in ihr Eigentum. Die IBA arbeitete ein Betreiberkonzept aus und unterstützte dessen Umsetzung. Ein Veranstaltungs- und Gestaltungsbeirat nahm seine Arbeit auf und gab eine klare Linie bei der Gestaltung des Projekts vor: Archäologisch nachweisbare Strukturen sollten so originalgetreu wie möglich nachgebaut werden. Unbekanntes oder aus funktionalen Gründen neu Hinzugefügtes sollte hingegen in Material und Form bewusst modern gestaltet werden. Die klare architektonische Formensprache des Projekts und des Ausstellungsdesigns wurde auch in der Inneneinrichtung und der Gestaltung des Innenhofs fortgeführt. Der Entwurf stammt vom Architekturbüro Ulrich Sasse in Cottbus.

Die braunkohlenarchäologischen Grabungs- und Forschungsergebnisse ermöglichten eine äußerlich weitgehend originalgetreue Nachbildung. War die Wallmauer in slawischer Zeit massiv aus Holz, Erde, Sand und Lehm gebaut, ist sie heute innen hohl und bietet Platz für die Ausstellung, einen Vortragsraum, einen Museumsshop und Gastronomie. Besucher können heute im ringförmigen Bau eine Zeitreise unternehmen. Archäologische Funde, verbunden mit modernster Multimediatechnik, erzählen Lausitzer Geschichte. Die Besonderheit des Gesamtprojekts liegt genau in diesem Spannungsfeld zwischen Alt und Neu.
Schon 2003 wurde die Slawenburg Raddusch eröffnet. Gleich im ersten Jahr kamen 70.000 Besucher, um sich über das Lausitzer Leben von der Steinzeit bis zum Mittelalter zu informieren und Kulturveranstaltungen zu erleben. Immer wieder wird der Innenhof seither für Folkkonzerte, Ballett- und Opernaufführungen, Mittelaltermärkte und viele andere Veranstaltungen genutzt.

Schrittweise wurde auch das Umfeld der Slawenburg weiterentwickelt. 2005 wurde ein »Zeitsteg« eingeweiht, der einmal rund um die Slawenburg führt. Entlang des Stegs symbolisieren Bauminseln mit Sitzgelegenheiten die unterschiedlichen Epochen der Besiedlungsgeschichte. Für Kinder lässt ein Holzspielplatz die Zeit der Lusizi lebendig werden. Die Baumrondelle greifen thematische Elemente der Ausstellung auf und setzen sie in der Landschaft spielerisch um. Auch hier gilt das Prinzip, nur historisch Belegtes authentisch zu gestalten.

AUSBLICK

Die Slawenburg Raddusch hat sich zu einer gefragten Touristenattraktion und einem beliebten Veranstaltungsort an der Schnittstelle zwischen Spreewald und Niederlausitz entwickelt. Perspektivisch wird der Standort weiter aufgewertet werden, sobald der angrenzende und bereits zu Lübbenau gehörende Bischdorfer See – der frühere Tagebau Seese-Ost – fertig geflutet ist. Bis 2012 soll der mit 255 Hektar relativ kleine See seinen endgültigen Wasserpegel erreicht haben und sich nach Plänen der Stadt Lübbenau zu einem modernen Wassersportzentrum entwickeln. Ein asphaltierter Weg für Radfahrer und Skater rund um den See ist bereits realisiert. Geplant ist derzeit ein Campingplatz und eine Ferienanlage, diskutiert wird auch über einen Wasserlandeplatz. Auch das historische Element der Slawenburg soll bei der touristischen Nutzung des Sees erkennbar sein – etwa durch Einbaumboote und slawisch inspirierte Hütten zur Beherbergung.

Öffnungszeiten

April - Oktober: tägl. 10.00 - 18.00 Uhr

November - März: tägl. 10.00 - 16.00 Uhr

Achtung: Januar geschlossen (Für Gruppen auf Anfrage geöffnet)

Letzter Einlass in die Ausstellung 30 min vor Schließung.


Preise

Erwachsene: 4,50 Euro

Kinder von 6 bis 14 Jahren: 2,50 Euro

Familienkarte (2 Erwachsene, 3 Kinder), 11,00 Euro

Führungen ab 10 Personen

Führung Erwachsene: 1,50 Euro

Führung Kinder von 6 bis 14 Jahren: 1,00 Euro

Adresse

Slawenburg Raddusch
Zur Slawenburg 1
OT Raddusch
03226 Vetschau/Spreewald











Flyer zum Download: Slawenburg Raddusch (918.8 KB)

Anfahrt

Mit dem Auto zur Slawenburg Raddusch oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln:

VBB fahrinfo - Link (mit Vorbelegung)
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letzte Änderungen: 26.1.2017 13:13