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Projekt 16: Geopark Muskauer Faltenbogen

Geformt von Eis und Kohle

Nur die Lausitz bietet ein solches Landschafts-Phänomen: den Höhenzug Muskauer Faltenbogen zwischen Deutschland und Polen. Seine Geologie und Geomorphologie sind einzigartig und hier begann auch der Braunkohlebergbau in der Lausitz. Ziel des IBA-Projekts ist es, diese Kulturlandschaft länderübergreifend zu schützen sowie die Wechselbeziehungen zwischen natürlichen Prozessen und menschlichem Handeln darzustellen und erlebbar zu machen.

AUSGANGSSITUATION

Der Muskauer Faltenbogen ist eine hufeisenförmige Hügelkette, die sich von Döbern im Süden Brandenburgs, über Weißwasser und Bad Muskau in Sachsen bis Trzebiel im Lebuser Land (Polen) erstreckt. Der Faltenbogen entstand während der sogenannten Elster-Eiszeit vor rund 450.000 Jahren durch einen Gletscher, der gewaltigen Druck auf die Sand-, Ton- und Kohleschichten unter ihm ausübte, sie stark zusammenpresste und dann vor seinem Rand als »Falten« aufwarf. Geologen sprechen von einer »Stauchendmoräne«. In den darauffolgenden Jahrtausenden wurde der Muskauer Faltenbogen durch Erosion stark abgetragen, dennoch ist der Höhenzug in der sonst flachen Landschaft deutlich zu erkennen.

Besonders markant sind die Braunkohlenflöze, die durch die Auffaltung bis dicht unter die Eroberfläche geschoben wurden und den Menschen so leicht zugänglich waren. Das ist der Grund warum hier die Wiege der Niederlausitzer Braunkohleindustrie stand. Schon 1843 öffnete die Grube Julius bei Wolfshain. Weitere 60 Gruben entstanden bald darauf. In der Folge entwickelten sich hier auch andere Industriezweige wie Ziegeleien und Glasfabriken. Diese nutzten die Ton- und Sandschichten, die über der Kohle lagen und ohnehin abgetragen werden mussten, als Rohstoff. 1959 waren die Flöze im brandenburgischen Teil jedoch erschöpft, zehn Jahre später auch in Sachsen. Der Abbau in Polen ist heute ebenfalls beendet. Dieses Altbergbaugebiet gleicht heute einer verwunschenen Landschaft aus Wäldern, Wiesen und kleinen, in allen Blautönen schillernden Seen – den durch den Bergbau zusätzlich vertieften und später mit Wasser voll gelaufenen Bodensenken.

PROJEKTVERLAUF

Hauptanliegen des IBA-Projekts ist es, die verborgene, vergessene oder verschüttete Entstehungsgeschichte der (Kultur-)Landschaft erlebbar zu machen und dabei die deutsch-polnische Zusammenarbeit auszubauen. Die IBA unterstützt deshalb die landschaftsbezogene, touristische Entwicklung einerseits und die länderübergreifende Kooperation andererseits. Zwei Machbarkeitsstudien bilden dafür eine solide Grundlage: In einem grenzüberschreitenden Geopark soll die Landschaft touristisch entwickelt und vermarktet werden. Ein markantes Leitsystem soll als verbindendes Element des großen Landschaftsraumes dienen.

Zwischen 2002 und 2004 wurde vom Landkreis Spree-Neiße und den betroffenen Gemeinden mit Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) das Konzept für Brandenburg in großen Teilen umgesetzt: Am Felixsee bietet seit 2004 der Felixturm aus 35 Metern Höhe eine schöne Aussicht auf den kobaltblauen Felixsee, den waldreichen Faltenbogen und sein Hinterland. In Jerischke lädt ein kleines Infozentrum am Landschulheim ein, sich in der Ausstellung über den Faltenbogen zu informieren. Schulklassen können von hier aus auf Erkundungstour in die Umgebung starten. Vier thematische Wege führen durch die Landschaft: die »Altbergbautour«, die »Glastour«, die »Geologietour« und die »Neißetaltour« durchqueren die geschichtsträchtige Landschaft.

Seither wird das Wegenetz auch in Sachsen und Polen schrittweise ausgebaut. So eröffnete der Bergbaubetreiber Vattenfall 2008 am Südrand des Faltenbogens, am Tagebau Nochten, das »Kommunikations- und Naturschutzzentrum Weißwasser (KNW)« – direkt an einem Radweg vom Kromlauer Park zum Findlingspark Nochten. Auch im polnischen Teil wird an touristischen Konzepten gearbeitet. Ziel der gemeinsamen Arbeit ist der Aufbau eines Informations- und Besucherzentrums mit deutschen und polnischen Mitarbeitern, über das touristische Angebote im Muskauer Faltenbogen gebucht werden können und in dem die weitere Entwicklung des Geoparks vorangetrieben wird. Dieses Besucherzentrum soll sich aus der seit 2007 bestehenden Geschäftsstelle in Döbern entwickeln.

Diese Arbeiten zum Erhalt der Landschaft und zur Information über deren Entstehung und Besonderheiten wurden mittlerweile honoriert: Der Muskauer Faltenbogen wurde 2006 in den Rang eines »Nationalen Geoparks« erhoben – und damit auf eine Stufe mit Landschaften wie Vulkaneifel oder Harz gestellt. Im nächsten Schritt soll der Faltenbogen auch in ein Netzwerk »Europäischer Geoparks« aufgenommen werden.

AUSBLICK

Ausgehend vom derzeitigen Sitz des Geopark-Büros im Rathaus von Döbern soll eine eigenständige Organisation aufgebaut werden, die ein Besucher- und Informationszentrum betreibt und gleichzeitig den Geopark verwaltet und vermarktet. Zu den Aufgaben gehört es, die verschiedenen Einzelstandorte weiter auszuschildern, die bereits laufenden deutsch-polnischen Schülerprojekte sowie die touristischen Angebote weiterzuentwickeln und Tourismuswerbung zu betreiben. Ziel des deutsch-polnischen Geoparks ist die zentrale Vermarktung der zahlreichen verschiedenen touristischen Attraktionen innerhalb des Muskauer Faltenbogens. Ein zusätzlicher Anknüpfungspunkt für die Außendarstellung ist die Mitarbeit im Europäischen Netzwerk nationaler Geoparks, mit der auch eine Aufwertung als UNESCO Welterbe verbunden ist. Vorgesehen ist dafür auch der Ausbau von zusätzlichen Infopunkten in Sachsen und Polen – etwa im Neuen Schloss von Bad Muskau. Das Geopark-Büro soll seinen Sitz zunächst im Glaswerk von Döbern einnehmen. Perspektivisch ist eine Verlegung in die auszubauende historische Ziegelei in
Klein Kölzig vorgesehen.
www.muskauer-faltenbogen.de

Flyer zum Download: Muskauer Faltenbogen (458.2 KB)

Flyer zum Download: Das Mammut von Klinge (2.4 MB)

Anfahrt

Mit dem Auto zum Muskauer Faltenbogen oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln:

VBB fahrinfo - Link (mit Vorbelegung)
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letzte Änderungen: 26.1.2017 13:13